Grundlagen von The Work of Byron Katie (Teil 2)
Inhaltsverzeichnis
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Anmerkung: Die Grundlagen von The Work (Teil 2)
An dieser Stelle nochmals zur Erinnerung: Bei den zusammengestellten sechs wichtigen Grundlagen von The Work und Byron Katie handelt es sich um meine subjektive Sicht als Anwenderin und Coach für The Work of Byron Katie.
Der erste Teil des Artikels zu den Grundlagen von The Work handelt davon, wie diese (Selbst)coaching-Methode zu Byron Katie kam. Eine Basis von The Work stellt hierbei Byron Katies Beobachtung dar, dass sie nur dann litt, wenn sie ihre belastenden Gedanken glaubte. Daraus folgt: Unsere Glaubenssätze entsprechen nicht unbedingt der Realität. Die zweite Grundlage handelt davon, dass The Work nach Aussage von Byron Katie keinen religiösen Hintergrund aufweist. Vielmehr geht es der Stifterin von The Work darum, inneren Frieden zu erfahren durch die hundertprozentige Akzeptanz der augenblicklichen Realität zu erfahren. Das verweist auf den Ansatz der Stressreduktion durch Achtsamkeit. Zudem erkläre ich im ersten Teil des Artikels den Ablauf einer Work anhand eines Beispiels.
Teil zwei des Artikels zu den Grundlagen von The Work erläutert, warum der Nächste/die Welt als Spiegel unserer oft (wertenden/negativen) Gedanken fungiert. Als Verursacher/-innen unseres Leids können wir durch das Worken immer selbstverantwortlicher handeln, wobei The Work auf jeden Gedanken angwandt werden kann. Die letztgenannten Punkte behandelt dieser Artikel ausführlicher.
Vierte Grundlage: Die Welt/mein Nachbar ist der Spiegel meiner (negativen) Gedanken
The Work arbeitet nicht nur dem dem Arbeitsblatt »Untersuche eine Überzeugung«. Auf den Seiten des Verbands for the Work (vtw) sowie bei Byron Katie gibt es ein zweites Arbeitsblatt zum kostenlosen Download: Es trägt die Überschrift: Das »Urteile über Deinen Nächsten Blatt«. Warum gibt es dieses Formular?
Das lässt sich unter anderem auf eine wesentliche Erkenntnis von Byron Katie zurückführen. Demnach spiegeln unsere Mitmenschen und die Welt unsere subjektiv gefärbten Gedanken. Diese Auffassung bekundet sie unter anderem in ihrem Buch »Wer bin ich ohne diesen Gedanken«:
Dein Partner ist dein Spiegel. Abgesehen davon, wie du ihn wahrnimmst, existiert er gar nicht für dich. Er ist der, für den du ihn hältst, und am Ende siehst du nur wieder dich selbst und deine Gedanken. Nur dich selbst – immer und immer und immer wieder, und damit verhinderst du deine Selbsterkenntnis und fühlst dich im Recht und verlassen. Es ist schmerzhaft, wenn du in deinem Partner etwas anderes als deinen Spiegel siehst. Wenn dich also etwas an ihm stört, kannst du sicher sein, dass das dein Fehler ist. Seine Fehler müssen deine Fehler sein, weil du sie auf ihn projizierst.
Katie, Byron. Wer bin ich ohne diesen Gedanken?: Weisheit für jeden Tag (German Edition). Arkana. Kindle-Version.
Nun ja, mit dieser Auffassung rückt Byron Katies Work dann doch in die Nähe des Hinduismus. Katies Sicht, dass meine Mitmenschen nur eine Projektion meiner Gedanken sind, stimmt in gewisser Hinsicht mit der »Advaita Vedanta« überein, jener philosophische Sichtweise, die dem Kern der vedischen Lehren entspricht. Die Veden haben eine fundamentale Bedeutung im Hinduismus, da sie die ältesten und heiligsten Texte dieser Religion darstellen. Im Buch UMGEKREMPELT sagt der Hindu-Experte Narada Marcel Turnau:
Die absolute Wirklichkeit ist, dass alles eins ist. Es gibt keine Trennung zwischen dem Subjekt, also dem Beobachter, und dem Objekt, also dem, was beobachtet wird. Das Wort Objekt bezieht sich dabei nicht grundsätzlich auf Gegenstände, sondern auf gänzlich alles Beobachtete, inklusive der Situationen und Menschen. Subjekt und Objekt sind in Wirklichkeit eins. Die Trennung, die wir in unserer irdischen Existenz erleben und auf der unser Leben basiert, ist nur eine Illusion, die es zu überwinden gilt. Das ist im Grunde der Kern dieser Lehre.“
Nobis, Barbara: Umgekrempelt. Wenn Menschen dem Ruf der Liebe folgen, Seite 307
Halten wir fest: Auch wenn The Work meiner Meinung nach Parallelen zur »Advaita Vedanta« aufweist, betont Byron Katie, dass The Work keinen religiösen Hintergund hat (siehe hierzu: Grundsatz 2). Byron Katie geht es darum, die eigenen Schattenthemen im Gegenüber zu erkennen. Das fördert das Verständnis für sich selbst als auch für den anderen. Durch das »aufgeräumte Denken« nach einer Work ergibt sich gedankliche Freiheit und ein positives Handeln. Dies gilt insbesondere dann, wenn eine der drei Umkehrungen einer Work als »gelebte Umkehrung« in die Tat umgesetzt wird.
Fünfte Grundlage: The Work setzt auf Selbstverantwortung und Gedankenhygiene
The Work kann nicht nur zur Steigerung der Selbstliebe eingesetzt werden. Sie ist ebenso ein wirksames Werkzeug, um die Verantwortung fürs eigne Glücklichsein zu erkennen. In diese Richtung weist das unter Worker/-innen genutzte Zitat von Byron Katie: »Wenn Du Dich mit der Realität anlegst, verlierst Du, aber nur zu hundert Prozent.« Byron Katie sagt immer wieder, dass es wichtig ist, die »Realität« frei von Urteil und Widerstand zu akzeptieren. Das bedeutet, dass sie äußere Umstände sowie die eigenen Gedanken und Gefühle wohlwollend zur Kenntnis nimmt. Daraus ergibt sich die Auffassung, dass jeder Mensch für sein eigenes Glück verantwortlich ist. Wie oft suchen wir die Schuld im Außen? Da gibt es zum Beispiel einen Mann, der glaubt, seine finanziellen Probleme hätten ihren Ursprung im Mangeldenken seiner Eltern. Durch ihr mangelhaftes Vorbild und ihre negativen Glaubenssätze hinsichtlich des Geldes hätten sie ihm ihre Unfähigkeit »vererbt«. Da ist die Büroangestellte, die immer wieder Überstunden schiebt und dabei denkt: Ich bin zu schwach. Ich komme aus meiner Ausputzer-Rolle nicht heraus.
Würde jene Büroangestellte den Gedanken »Ich komme aus meiner Ausputzer-Rolle nicht heraus« mit The Work hinterfragen, würde sie vielleicht feststellen, dass sie einen wichtigen Anteil an diesem Rollenspiel hat. Sie würde wahrscheinlich spürend jene Faktoren betrachten, die sie davon abhalten, Selbstverantwortung für ihre berufliche Situation zu übernehmen. Auch Byron Katie ermutigt in ihrem Buch »Loving What Is» die Worker/-innen, Verantwortung für die eigenen Gedanken und Gefühle zu übernehmen. Damit wir dazu fähig sind, rät die Stifterin von The Work unsere ungefilterten, anklagenden Gedanken auf dem Arbeitsblatt »Urteile über den Nächsten« festzuhalten. Beim Worken wird sich schließlich die Stimmigkeit unserer belastenden Gedanken zeigen. Meist erleben wir durch The Work, dass wir mit unserer Anklage gegenüber dem Nächsten, Gott und der Welt irrten. Hierzu ein Zitat von Byron Katie:
Als ich The Work entdeckte – als es mich entdeckte – wurde mir klar, dass die Realität immer gut ist, egal in welcher Form sie erscheint. Jede Erfahrung wird von einem freundlichen Universum versorgt. Jede Erfahrung ist ein Geschenk … es sind deine alltäglichen Aufgaben; es ist der Geruch frischer Erdbeeren, der Geruch einer toten Maus; es ist der Tod eines geliebten Menschen; es ist, dass sich Ihr Mann in eine andere Frau verliebt; Es ist alles, was in deinem Leben passiert, egal ob du glaubst, dass es gut oder schlecht ist.
Katie, Byron; Mitchell, Stephen. Loving What Is, Revised Edition (S.ix). Harmony/Rodale. Kindle-Version.
Sechste Grundlage: Prinzipiell kann jedes Thema mit the Work hinterfragt werden
Eine weitere Grundlage von The Work ist meiner Meinung nach ihre Vielseitigkeit. Das liegt daran, dass The Work auf unsere vielfältigen Gedanken bezieht, die bekanntlich kein Thema ausschließen. Alles was wir denken, können wir auch hinterfragen. Hier einige Gedanken, die ich kürzlich gelesen habe: Das Leben auf diesem Planeten ist per se sinnfrei; die deutschen Politiker:innen sind korrupt; ich sollte wieder zwanzig Jahre sein; die Schauspielerin X macht sich etwas vor; mein Chef verlangt zuviel von mir etc. Sind diese Gedanken tatsächlich wahr? Jeder kann dies für sich selbst durch eine Work herausfinden.
Ist The Work folglich ein stets einsetzbares Tool? Prinzipiell ist dies so. In der Praxis werde ich jedoch hellhörig, wenn es um Themen geht, die auf ein Trauma der workenden Person deuten. Wenn eine Klientin den Satz »Ich fühle mich mit XY nicht sicher« worken will, gilt es, sehr genau hinzuhören – und sich gegebenenfalls zusammen mit der Klientin zunächst um einen Zufluchtsort zu kümmern. Ein wenig skeptisch werde ich auch immer dann, wenn Klienten traumatisch bedingte Verhaltensweisen »wegworken« wollen. Ist Trauma tatsächlich nicht mehr als »in dem festzustecken, woran man glaubt«? (vergl. Byron Katie auf Twitter am 10.12.2011). Auf diese Frage werde ich hier nicht näher eingehen. Denn: Zu »The Work und Trauma« wird es nächstens einen eigenen Blogartikel geben.
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Die erste Grundlage von The Work basiert auf der Erkenntnis von Byron Katie, dass unsere Gedanken nicht der Realität entsprechen. Ein zweites wichtiges Kriterium: The Work weist keinen religiösen Hintergrund auf. Ein drittes Element von The Work ist ihre simple Methodik: Jeder (belastende) Gedanke lässt sich mit den vier Fragen von The Work sowie mit (meist) drei Umkehrungen hinterfragen.
Die vierte Grundlage von The Work: Die Welt/mein Nächster ist der Spiegel meiner (negativen) Gedanken. Daraus ergibt sich das Prinzip der Selbstverantwortung für unsere Gedanken als fünftes Basis-Prinzip von The Work. Last but not least lautet die sechste Grundlage von The Work: Prinzipiell kann jedes Thema »geworked« werden. Schließlich sind unsere Themen so vielfältig wie unsere Gedanken.